Vom Weltbild zum Selbstbild

von | Mrz 29, 2019 | 0 Kommentare

Meine Bewerbung für die FEBuB-YoungStage2019

Da bin ich gerade dabei meine Projektplanung für 2019 voranzubringen, als mir euer Aufruf zur Young Stage ins Auge springt. Ich will weiterscrollen… zögere… scrolle wieder hoch… lese… mhm… in mir fängt ein Chor leise zu skandieren an: „Nutz die Chance, nutz die Chance, nutz die…“. Dazu eine leise Himmelstormusik. Ich so: „Äääh, neee…. ne… also…. neee.“ − Und der Chor so: „Doooooch…. du musssssssst… nutz die Chaaaahance!“ − Und ich so: „… eeääoo… okaaay…? und worüber soll ich da erzählen?“ − Und der Leadsänger so: „na, über das, womit du dich eh täglich beschäftigst: Bilder!!!“ *E-Gitarren-Geschrammel*

Nach vielen Zwiegesprächen mit mir selbst und der Erkenntnis, dass ich mein introvertiertes Ich leider gerade mal in Urlaub schicken muss, schwoll in meiner Brust dieses kribbelige Gefühl von *das-könnt-total-großartig-werden* an. Tja, und so schreibe ich also gerade WIRKLICH diese Bewerbung… (ich hab sogar ein kleines Video gedreht. Wollt ihr mal gucken? 😀 )

Auf geht’s! − Zu Person und Werdegang:

Hi! Ich bin Martina Bürger, Mutter zweier Kinder und Illustratorin aus Münster.

Dass ich später einmal Bücher illustrieren werde, stand für mich schon in der Grundschule fest. Und da sich bis heute nichts an diesem Berufswunsch geändert hat, ging mein Weg zielstrebig darauf zu: Schule, Abi, Studium, erstes Bilderbuch… fertig. Nagut, ganz so unkompliziert lief es dann doch nicht, aber das ist eine laaaaaange Geschichte. 😉

Meine erste Buchreihe 😉

So richtig spannend wurde es für mich, als ich Mutter wurde… bzw. schon ein Weilchen eher: als ich beim Surfen im Netz über den Begriff „Hausgeburt“ stolperte. „Wie bitte, was?! Das ist erlaubt? Krass! Wie verantwortungslos!“ − Dass ich nur wenige Jahre später meine eigenen Kinder zu Hause geboren habe, lag wohl daran, dass ich damals mein Notebook nicht zugeklappt habe. Dass ich nicht auf Schließen klickte, nur um mich nicht von meiner gewohnt gewordenen Vorstellung übers Kinderkriegen verabschieden zu müssen. Nein, ich fing an zu lesen (schließlich MUSSTE ich wissen, was das für „kranke Spinner“ sind 😉 )… und las… drei Tage lang… bis mich der nächste Schock traf: „Warum zu Hölle wusste ich darüber nichts?“ Über die vielen „Gesichter“ von Geburt. Darüber, dass man Babys nicht zwangsläufig mit Brei füttern oder in eine Windel machen lassen muss. Das „artgerechtes“ Leben nicht nur etwas mit Tieren zu tun hat. Schlussendlich darüber, dass ich mein Leben ganz anders führen kann, als ich es von meinem Umfeld oder dem Fernsehen vorgelebt bekommen habe. Mein Weltbild expandierte auf einen Schlag zu einem großen, farbenfrohen Gemälde.


Sicher könnt ihr euch vorstellen, auf welch gigantische Größe dieses Weltbild schließlich EXPLODIERTE, als ich dann tatsächlich mein erstes Kind geboren habe. Doch auch das ist eine weitere sehr laaaaaaaaaaaange Geschichte. 😉

Jedenfalls war Folgendes für mich nicht mehr zu übersehen: Bilder! In den Medien, in unseren Köpfen. Bilder, die auf die immer gleiche Weise unhinterfragt reproduziert und verbreitet werden, egal zu welchem Thema. Überflüssige und schädliche Bilder, die einfach immer präsent sind. Wichtige und wertvolle Bilder, die hingegen so gut wie nie zu sehen sind, was dazu führt, dass wir nicht einmal auf die IDEE kommen, dass Geburten schön, Babys schlau oder Jungs sensibel sein könnten. 

Babyflitterwochen - Hebamme

Mein Herzensthema und Warum:

Seit mir klar ist, welche Verantwortung ich als „Bildermacherin“ trage und vor allem welche Bilder ich in Zukunft sehen möchte, formt sich immer deutlicher DER Themenbereich heraus, für den ich brenne: Das Leben mit und von Kindern. Wie wir sie in die Welt begleiten − vom ersten Herzschlag an. Wie sie UNS die Welt erklären. Welche Gefühle sie in uns wecken, die lange vergraben schienen. Wie sie geboren, geliebt und getragen werden… und das so bindungs- und bedürfnisorientiert wie es eben geht.

Ich schätze, euch brauche ich am wenigsten zu erklären, welche Bedeutung das Wissen über artgerechte Kindheit, achtsames Elternsein, gesunde Bindung usw. für unser gesellschaftliches Zusammenleben hat. Dass es dazu entsprechende Bilder − ob in Büchern, Filmen oder im Fernsehen − braucht, versteht sich von selbst. Schließlich sind Dinge, die wir nicht gewohnt sind zu sehen, für unser Leben quasi nicht existent… und das ist sehr schade. 

Mit meinen Arbeiten versuche ich einen Beitrag zu leisten und nehme mir für die nahe Zukunft vor, auch andere „Bildermacher“ (wie Illustratoren, Fotografen, Filmemacher, Autoren, Publizisten… etc.) in den Diskurs mit einzubeziehen und die Frage nach unserer gesellschaftlichen Verantwortung zu stellen. Wer weiß, vielleicht halte ich nächstes Jahr schon Vorträge vor Designstudenten und erzähle ihnen, wie wichtig es ist, Frauen in aufrechter Gebärposition, statt wie ein Käferchen auf dem Rücken liegend, oder Babys lieber neben Mama und Papa statt ins Gitterbettchen zu zeichnen, weil das einfach viel besser ist. 😉

Bis es so weit ist, illustriere ich aber fleißig selber weiter… an eigenen Buchprojekten oder Aufträgen für z.b. Mother Hood e.V. oder La Leche Liga e.V.  

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Mein Vortrag − grober Inhalt:

Schön! Und was erzähl‘ ich jetzt den Besuchern auf der FEBuB?

Ganz klar! Von Bildern…

wie sie unser Denken, Fühlen und Handeln beeinflussen, zu welchen Eltern sie uns machen, durch welche Brille sie uns unsere Kinder sehen lassen und wie sie die Entwicklung unserer Kinder prägen. Gemeinsam mit dem anwesenden Publikum (Holy! Wie das klingt. Ich bekomme Herzrasen… egal ob ich mir dabei 3 oder 120 Augen- und Ohrenpaare vorstelle…) möchte ich verschiedene Medien unter die Lupe nehmen und Wege finden zu erkennen, welche Bilder uns gut tun und welche eher nicht. 

Unweigerlich damit verbunden ist außerdem das Thema „Selbstbild“, mit dem ich mich bereits in meinem ersten Bilderbuch beschäftigt hatte. Wie entsteht unser Selbstbild? Zu was macht es uns? Und was können wir als Eltern aktiv dafür tun, dass unsere Kinder ein positives Selbstbild entwickeln?

Schließlich soll es auch darum gehen, wie wir − wenn wir nicht gerade selbst zu den „Bildermachern“ gehören − konkret dafür sorgen können, dass sich genau jene Bilder verbreiten, die nicht nur uns im Einzelnen sondern möglicherweise auch uns als Gesellschaft „gut tun“ und unser Zusammenleben bereichern.

Wettbewerbsbeitrag für "Jugendcreativ" aus dem Jahre 2006, 3. Bundespreis

Am meisten freue ich mich ja darüber, mir durch diese Bewerbung und ein eventuelles Weiterkommen, selbst die Aufgabe stellen zu dürfen, Antworten auf die oben genannten Fragen zu finden. Um wirklich fundiert an die Sache ranzugehen, möchte ich die nächsten Monate dazu nutzen, Interviews mit Fachleuten und Autoren aus unterschiedlichen Disziplinen zu führen… von Wahrnehmungspsychologen über Medienpädagogen bis hin zu Bindungsexperten (und -innen). Die spannende Herausforderung wird dabei sein, die thematische Brücke zur bindungs- und bedürfnisorientierten Erziehung zu schlagen: Welche Bilderbücher liest z.b. André seinen Kindern vor und was denkt er über die Illustrationen? Welche Trickfilme schauen die Kinder von Nicola und Nora, und lassen diese die Bilder unkommentiert stehen? Welches Weltbild erträumen sich Herbert und Gerald insgeheim für sich und die kommenden Generationen?

The End

Hach, ja… und bevor ich gar nicht mehr mit Ideenspinnen und Weiterschreiben aufhöre… schließe ich diesen Post nun. Ich hoffe, der Ausflug in meine kleine, bunte Welt der Bilder hat euch gefallen und vielleicht ist auch ein kleiner Funke meiner Begeisterung zu euch rübergesprungen. So… jetzt muss ich nur noch auf Absenden klicken… *schwitz*… 3… 2… 1… *auweia* … klick!

Martina Bürger

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